UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder 2025 in Deutschland

Der UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2025, betitelt „Eine Perspektive für jedes Kind“, präsentiert eine nüchterne und alarmierende Bestandsaufnahme der Lebensbedingungen von knapp 14 Millionen Minderjährigen in Deutschland. Erstmals in Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) erstellt und unter direkter Beteiligung von 23 Jugendlichen, unterstreicht die Untersuchung die wachsende Kluft zwischen privilegierten und benachteiligten Kindern.

Jahrelange Stagnation

Die zentrale Kritik von UNICEF Deutschland fokussiert auf die jahrelange Stagnation bei der Bekämpfung von Kinderarmut und Chancengleichheit. Georg Graf Waldersee, Vorsitzender von UNICEF Deutschland, mahnte, dass sich „zu wenig für Kinder in Deutschland“ bewege, was rein nüchtern betrachtet als „fahrlässig“ zu bewerten sei, da es die Zukunft des gesamten Landes gefährde.

Hohe Armutsgefährdung

Die empirischen Ergebnisse belegen die anhaltend hohe Armutsgefährdung: Jedes siebte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet, und insgesamt 1,9 Millionen Kinder leben in Familien, die auf Bürgergeld angewiesen sind. Für mehr als eine Million Kinder fehlen dadurch wesentliche Voraussetzungen für gesellschaftliche Teilhabe und späteren beruflichen Erfolg. Deutschland steht in puncto Armutsgefährdung von Kindern im Vergleich zu vielen wirtschaftlich stärkeren und auch schwächeren EU-Ländern schlecht da.

International dramatisch abgerutscht

Besonders besorgniserregend sind die psychosozialen Auswirkungen. Die gesundheitlichen Beschwerden von Kindern haben drastisch zugenommen: 40 Prozent der 11- bis 15-Jährigen litten 2022 mehrmals pro Woche oder täglich unter entsprechenden Symptomen, was eine deutliche Steigerung gegenüber 24 Prozent im Jahr 2014 darstellt. Im internationalen Vergleich des kindlichen Wohlbefindens ist Deutschland dramatisch von Platz 14 auf Platz 25 abgerutscht.

Kinder sollten höchste Priorität haben

UNICEF appelliert dringend an die Bundesregierung, Kinder zur höchsten politischen Priorität zu erklären und eine ressortübergreifende Gesamtstrategie zur Armutsreduktion zu implementieren, da ökonomisches Wachstum allein nicht zur Lösung der Krise beiträgt.

Keine Chancengleichheit

Die Ergebnisse des Berichts fügen sich in die Befunde des UNICEF Innocenti Report Card 19 ein, der Deutschland im Vergleich zu 43 OECD- und EU-Ländern einen Absturz beim kindlichen Wohlbefinden von Platz 14 auf Platz 25 attestiert. Dieser Rückgang, der sich in sinkenden schulischen Leistungen und einer abnehmenden Lebenszufriedenheit manifestiert, wurde durch die COVID-19-Pandemie zwar verstärkt, ist jedoch bereits davor entstanden.

Die Verschlechterung in einem wohlhabenden Land wie Deutschland deutet darauf hin, dass die grundlegenden Versprechen der Chancengesellschaft, die für das Vertrauen in die Zukunft essenziell sind, in den letzten Jahren nicht eingelöst werden konnten.

Quellen: Unicef, Tagesschau, Spiegel

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UNICEF – Jubiläum in der größten Krise für Kinder

In diesen Tagen feiert die Unicef ihr 75jähriges Bestehen. Am 11. Dezember 1946 gründeten die UN ihr Kinderhilfswerk. Anlass war die Not im Nachkriegs-Europa, als Hundertausende Kinder an Hunger und Krankheiten litten.

Unterstützung in 190 Staaten

Heute arbeitet das Kinderhilfswerk vor allem in Entwicklungsländern und unterstützt in ca. 190 Staaten Kinder und Mütter in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung, Hygiene, Ernährung sowie Bildung und leistet humanitäre Hilfe in Notsituationen. Außerdem betreibt es auf politischer Ebene Lobby-Arbeit, so etwa gegen den Einsatz von Kindersoldaten oder für den Schutz von Flüchtlingen. Die Organisation tritt weltweit für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ein.

UN-Kinderrechtskonvention

Ein großer Erfolg von UNICEF war 1989 die Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention durch die Vereinten Nationen. Darin verankert sind zum Beispiel das Recht auf Überleben und Schulbildung und der Schutz vor Gewalt und Missbrauch.

2005 – Skandal bei Unicef Deutschland

Unicef wurde die Verschleuderung von Spenden vorgeworfen, insbesondere wegen der Zahlung überhöhter Honorare und anteiliger Provisionen an externe Spendenwerber. Verträge über immense Summen wurden ohne schriftliche Unterlagen geschlossen. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) entzog Unicef das Spendensiegel. Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. In einem Sondergutachten fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG keine Hinweise auf Untreue, monierte aber Verstöße gegen Verfahrensregeln. Der Skandal führte zu einem Spendeneinbruch. 

Vertrauen zurückgewonnen

Seither hat UNICEF Deutschland versucht, vor allem durch umfassende Transparenz verloregegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Das ist auch gelungen. Das Spendensiegel des DZI konnte schnell zurückgewonnen werden. Seitdem wurde die Organisation mehrfach für Transparenz und Berichterstattung ausgezeichnet. Vorstand und Komiteemitglieder von UNICEF-Deutschland arbeiten ehrenamtlich. 2016 waren im Jahresdurchschnitt 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hauptamtlich angestellt. Die Mittel fließen zu rund drei Viertel in weltweite und deutschlandweite Programme für Kinder zur Gesundheitsversorgung, Impfschutz, Bildung, Kinderschutz, die Umsetzung der Kinderrechte sowie Nothilfe nach Naturkatastrophen und in Krisenregionen.

Rückschlag durch die Pandemie

Ausgerechmet im Jubiläumsjahr gibt es schwere Rückschläge – vor allem durch die Folgen der Corona-Pandemie. In einer kürzlich veröffentlichten Einschätzung von UNICEF bewirkt die Corona-Pandemie die größte Krise für Kinder seit Gründung der Organisation.

Bericht über die Auswirkungen

Ein verlorenes Jahrzehnt verhindern“ nennt UNICEF den Bericht, der die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kinder in der Welt beschreibt.

Laut der Studie des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hat die Corona-Pandemie weltweit weitere 100 Millionen Kinder in die Armut gestürzt. Das seien innerhalb von weniger als zwei Jahren zehn Prozent mehr gewesen, berichtete die Organisation. Schon vor der Pandemie hatte eine Milliarde Kinder weltweit keinen ausreichenden Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Unterkunft, Nahrung, sanitären Einrichtungen oder sauberem Wasser. Eine solche Krise hat es in den 75 Jahren seit der Gründung von UNICEF noch nie gegeben. „Da die Zahl der Kinder, die verhungern, keine Schule besuchen, missbraucht werden, in Armut leben oder zur Heirat gezwungen werden, steigt die Zahl der Kinder, die Zugang zu Gesundheitsversorgung, Impfstoffen, angemessener Nahrung und grundlegenden Dienstleistungen haben“, teilte UNICEF-Chefin Henrietta Fore mit.

Gefahr für hart erkämpfte Fortschritte

  • COVID-19 ist die größte Krise für Kinder in der 75-jährigen Geschichte von UNICEF und kehrt hart erkämpfte Fortschritte um. Ohne Maßnahmen steht die Welt vor einem verlorenen Jahrzehnt für Kinder, so dass die Ziele für nachhaltige Entwicklung ein unmöglicher Traum sind.
  • In weniger als zwei Jahren sind 100 Millionen Kinder mehr in Armut geraten, ein Anstieg von 10 Prozent seit 2019.
  • In einem Best-Case-Szenario, das auf früheren Trends basiert, wird es sieben bis acht Jahre dauern, bis sich die Kinderarmut vor COVID erholt und wieder erreicht ist.
  • Die tiefe Ungleichheit bei der Erholung von der Pandemie vergrößert die Kluft zwischen reicheren und ärmeren Ländern. Während sich die reicheren Länder erholen, sind die ärmeren Länder mit Schulden belastet und die Entwicklungsgewinne fallen zurück. Die Armutsquote steigt in Ländern mit niedrigem Einkommen und in den am wenigsten entwickelten Ländern weiter an.

Was muss passieren?

UNICEF präsentiert eine Aktionsagenda, die helfen soll, die Krise zu überwinden und Kinder in Zukunft besser schützen soll:

  • Investitionen in Sozialschutz, Humankapital und Ausgaben für eine integrative und belastbare Erholung
  • Beendigung der Pandemie und Umkehrung des alarmierenden Rückschlags in Bezug auf Gesundheit und Ernährung von Kindern
  • Stärkeres Zurückbauen durch Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Bildung, eines Schutzes und einer guten psychischen Gesundheit für jedes Kind
  • Stärkung der Widerstandsfähigkeit, um Kinder besser zu verhindern, darauf zu reagieren und vor Krisen zu schützen

Quellen: Tagesschau, Wikipedia, Unicef, anstageslicht.de

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