Laut einer aktuellen Studie des Bundesarbeitsministeriums arbeiten fast 5 Prozent der über 18-Jähringen in Deutschland als Clickworker, Crowdworker, Gigworker oder Plattformarbeiter. Unternehmen lagern damit Arbeiten aus, mit denen sich für die Crowdworker ein kleiner Nebenverdienst bestreiten lässt. Die Arbeiten reichen vom Einfügen von Links oder Bildern in Webseiten über das Bestücken von Online-Shops mit neuen Artikeln bis hin zum Verfassen einfacher Texte.
Schlechter Verdienst – mangelnde Absicherung
Der Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), eine UN-Sonderorganisation, kommt zu dem Ergebnis, dass man als Crowdworker meistens schlecht verdient. Für die Studie wurden 3.500 Crowdworker in 75 Ländern befragt. Der Durchschnittsverdienst liegt unter 4 Euro in der Stunde, also weniger als die Hälfte des Mindestlohns. Problematisch auch die mangelnde soziale Absicherung. Lediglich sechs von zehn Befragten hatten eine Kranken– und nur rund ein Drittel verfügte über eine Rentenversicherung.
Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung hat nun Enzo Weber sein Konzept der „Digitale Soziale Sicherung“ vorgestellt.
Das Modell
Das Modell bietet eine Lösung für das Problem gravierender Lücken in der sozialen Absicherung von Plattformarbeitern. Digitalisierte und flexible Arbeit über Internetplattformen lässt sich weder an nationalstaatlichen Grenzen aufhalten, noch ausschließlich innerhalb einzelner Nationalstaaten regulieren. Das DSS-Modell nutzt eine transnationale Herangehensweise und die Digitalisierung selbst, um Sozialversicherung unter diesen Herausforderungen zu organisieren. Gleichzeitig berücksichtigt und erhält das DSS-Modell die Souveränität und Flexibilität der nationalen Systeme. Das Modell sieht vor, dass Plattformen überall auf der Welt einen bestimmten Prozentsatz des vereinbarten Entgelts auf das internationale DSS-Konto des/r Plattformarbeiters/in überweisen. In den DSS-Konten sammeln sich so die global generierten Beiträge, die in regelmäßigen Abständen in die Sozialversicherung des Heimatlandes der Plattformarbeiter/innen übertragen werden.
Soziale Sicherung ist sinnvoll
Der arbeitsrechtliche Status von Plattformarbeitern unterliegt noch erheblichen Unsicherheiten. DSS ist jedoch in jedem Falle sinnvoll: Für diejenigen, die als abhängig beschäftigt klassifiziert werden, bietet es ein effizientes Instrument, um soziale Sicherung in einem amorphen Arbeitsmarkt zu organisieren. Und für Selbständige und den großen Graubereich füllt DSS eine tatsächliche Lücke. Die Entlohnung in der Plattformarbeit liegt dabei oft sehr niedrig, was die Finanzierung von sozialer Sicherung erschwert. Ohne soziale Sicherung werden prekäre Situationen aber beim Eintritt von Notlagen noch verschärft, individuelle berufliche Zukunftsinvestitionen erschwert und die Löhne in einem unregulierten Markt auf ein nicht nachhaltiges Niveau gedrückt. DSS kann in dieser Hinsicht eine positive soziale Entwicklung initiieren und dazu beitragen, die Potentiale von Plattformarbeit auf einer nachhaltigen Basis zu entwickeln.
Quellen: Hans-Böckler-Stiftung, business-user.de
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