Die ökologischen Krisen gefährden zunehmend die Lebensgrundlage für viele Menschen. Eine Soziale Arbeit, die sich als Menschenrechtsprofession versteht, muss sich deshalb auch mit ökologischen Themen befassen. Die Fachgruppe Klimagerechtigkeit und sozialökologische Transformation der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) hat deshalb im September 2023 das Positionspapier „Zur Relevanz ökologischer Gerechtigkeit für die Menschenrechtsprofession Soziale Arbeit“ veröffentlicht.
Krisen der Gerechtigkeit
Die globalen ökologischen Krisen sind auch Krisen der Gerechtigkeit, heißt es in dem Positionspapier. Die umfassenden ökologischen Zerstörungen auf unserem Planeten führten die sozialen Vulnerabilitäten vor Augen, denn deren Ursachen wie auch die Verteilung von Belastungen und Schäden seien verwoben mit sozialen Ungleichheitsverhältnissen. Somit müssten ökologische Gerechtigkeitsperspektiven in soziale Gerechtigkeitsdiskurse eingebettet werden.
Mit dem Papier möchten die Verfasser einen Beitrag dazu leisten, wie sich ökologische Gerechtigkeitsperspektiven in der Ethik der Sozialen Arbeit widerspiegeln könne.
6. Sachstandsbericht des IPCC
Die Folgen der durch menschliches Handeln verursachten globalen dreifachen ökologischen Krisen des Klimas, der Biodiversität und der Vermüllung/Verschmutzung sind, wie beispielsweise der 6. Sachstandsbericht des UNWeltklimarates (IPCC) im Frühjahr 2023 erneut hervorhebt, eine existenzielle „Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die planetare Gesundheit“. Weiter heißt es dort, dass unsere physische und psychische Gesundheit, die tief verwoben ist mit der planetaren Gesundheit, und in letzter Konsequenz das Überleben aller Lebewesen gefährdet sind, wenn Naturkatastrophen wie Dürren, Waldbrände oder Überschwemmungen weiter zunehmen, und unter anderem Trinkwasser und Nahrung zunehmend knapp werden. Dabei schließe sich das „Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann rapide. Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen und durchgeführten Maßnahmen werden sich jetzt und für Tausende von Jahren auswirken.
Recht auf intakte Umwelt
Die Soziale Arbeit hat als Profession und Disziplin das Ziel, durch ihr Handeln soziale Gerechtigkeit und die Umsetzung der Menschenrechte zu fördern, zu denen auch das Recht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt gehört.
Die Folgen der ökologischen Krisen sind mit sozialen Ungleichheitsverhältnissen und den daraus entstehenden Ungerechtigkeiten verwoben. Menschen und vulnerable Gruppen, die historisch am wenigsten zum aktuellen Klimawandel beigetragen haben, sind unverhältnismäßig stark betroffen. Es geht um Menschen in Ländern im Globalen Süden, Menschen in Armutslagen, junge Menschen ebenso wie Menschen, die von rassistischer, sexistischer, ableistischer u.a. Diskriminierungen betroffen sind.
Einbettung in den Nachhaltigkeitsdiskurs
Das Grundprinzip der sozialen Gerechtigkeit bedarf einer Einbettung in den Nachhaltigkeitsdiskurs sowie einer Weiterentwicklung hin zu ökologischer bzw. Umwelt- und Klimagerechtigkeit. Das Prinzip Umweltgerechtigkeit stellt die enge Verknüpfung von Gerechtigkeit, Gesundheit und Umweltbedingungen heraus. Es beinhaltet den diskriminierungsfreien Zugang zu einer intakten Natur, im urbanen Kontext zum Beispiel zu Grünflächen.
Verantwortung für den sozialen Wandel
Die Autor*innen des Positionspapiers möchten Sozialarbeiter*innen aus Wissenschaft und Praxis ermutigen, ökologische Perspektiven in ihr Ethikverständnis einfließen zu lassen. Aufbauend auf ein vertieftes Selbstverständnis können sie so „ihre Verantwortung für den sozialen Wandel aktiv ergreifen und sich anwaltschaftlich für die Realisierung der Menschenrechte, den Perspektiven planetarer Grenzen und eine Transformation engagieren, die niemanden zurücklässt.“
Quellen: DGSA, Paritätischer Gesamtverband, IPCC
Abbildung: pixabay.com fridays-for-future-4161573_1280.jpg